Sport als Ausgleich ist
wichtig für Kinder mit ADHS. Dabei ist es unumgänglich einen
Sportverein zu suchen, der im Umgang mit diesen Kindern erprobt ist.
Einen ganz neuen Ansatz, mit ADHS zu leben, bietet Euregio Karate
Nordhorn eV. Wir haben Karatetraining für Kinder ab ca. 8 Jahren als
qualifiziertes Sportangebot. Auch Kinder mit ADHS sind hier gern gesehen.
Aber, –Karate für Kinder, die sich nicht konzentrieren können? Ja,
natürlich! Karate ist ein Bewegungssport. Und ADHS–Kinder haben das
Bedürfnis, sich viel zu bewegen. So kommt ihnen dieser Sport in jeder
Hinsicht entgegen. Sie lernen sich zu konzentrieren und ihre Bewegungen
in vorgegebene Bahnen zu lenken. In jeder Übungsstunde stellen sich
sofort kleine Erfolge ein, sei es, dass eine Schrittkombination gelingt
oder dass die Stellung der Hände und Arme nun sicher beherrscht wird.
Jeder noch so kleine Fortschritt wird durch den Sensei (Trainer) gelobt.
Das gibt dann wieder Motivation für die nächste Aufgabe. Die
Motivation und der Ansporn durch den Sensei, aber auch durch die
Vereinsfreunde, ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt beim Training.
Der Erfolg beim Karate ist sofort messbar, dagegen ist er in der Schule
erst an Hand von Noten abzulesen, die vielleicht nur alle paar Wochen
erteilt werden.
Beim Karate ist es nicht wichtig, innerhalb kürzester Zeit möglichst
viele Bewegungsabläufe zu lernen, sondern es ist wichtig, dass jedes
Kind entsprechend seinem Vermögen die Bewegungsabläufe in genau seinem
Tempo lernt.
Da gibt es Angriffs– und Verteidigungstechniken, die alle gemeinsam
trainieren, die aber auch individuell geübt werden, immer unter
Anleitung eines älteren Sportlers oder des Sensei. Gelingt es den
Kindern, sie zu erlernen, dürfen sie nach mehreren Monaten an einer
ersten Gürtelprüfung teilnehmen. Dort können sie dann das Erlernte
unter Beweis stellen. Mit bestandener Prüfung haben sie das Recht
errungen, einen Gürtel der nächst höheren Stufe zu tragen. Jeder neu
errungene Gürtel ist für die Kinder ein vorzeigbarer Beweis, wie
erfolgreich sie in ihrem Sport waren. Durch jeden neuen Gürtel stellt
Karate die Kinder jedoch auch immer wieder vor neue Hürden und
Herausforderungen, die am Anfang natürlich niedriger sind als zu dem
Zeitpunkt, an dem die Kinder schon mehr können. Es ist erstaunlich, wie
sich im Laufe der Zeit gerade bei ADHS–Kindern eine höhere
Frustschwelle aufbaut. Lassen sie sich erst noch von den kleinsten
Misserfolgen aus der Ruhe bringen, so können sie es mit der Zeit immer
besser akzeptieren, das nicht alle Übungen gleich beim ersten Mal
klappen.
Für uns im EKN ist es
sehr wichtig, den Kindern eine Umgebung zu bieten, in der sie sich unabhängig
von der „Welt da draußen“ behaupten können. Im Dojo (Trainingsstätte)
gibt es keinen Stress, –nicht mit der Schule, nicht mit Gleichaltrigen
und nicht mit den Eltern. Es gibt hier feste Regeln und Grenzen,
auf deren Einhaltung auch geachtet wird. Aber unter dem Einfluss des
Sports fällt hier die Akzeptanz leichter und ist dann mit der Zeit auch
auf den Alltag in der Familie, in der Schule und im Freundeskreis zu übertragen.
Und wie bringt man nun ein Kind, das alles vermeidet, um kontinuierlich
an einer Sache dran zu bleiben, zum Karate? Das „Zauberwort“ heißt
Karate-Vorschule. Über den Zeitraum einiger Monate nimmt das Kind
am Training teil, –ohne jeden Druck, Leistungen erbringen zu müssen.
Auf spielerische Art und Weise wird es an das regelmäßige Training
herangeführt. Und wenn es dann feststellt dass es der Sport ist, den es
machen möchte, dann ist das regelmäßige Training kaum noch ein
Problem.
Manche Eltern glauben, dass sie bestimmen, ob das Kind Karate erlernt
oder nicht. Das funktioniert so aber nicht. Die ADHS–Kinder haben dann
schon wieder einen Konfliktpunkt mehr auf ihrer langen Liste. Fehlende
Motivation des Kindes ist nicht mit dem Willen der Eltern zu ersetzen.
Denn nur wenn das Kind zum Sport kommen möchte, ist auch bereit, an
sich zu arbeiten und Leistungen freiwillig zu erbringen.
Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt des Karate ist die Schulung
der Feinmotorik, des Gleichgewichtssinns und der Körperkoordination
bzw. der Körperwahrnehmung. Gerade in diesen Bereichen hat ein
ADHS-Kind oft große Defizite. Durch Üben und Spielen sind hier
nachhaltige Erfolge mit dem Kind und für das Kind zu erzielen.
Durch Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis wird im Dojo eine
Atmosphäre des Miteinander und des Füreinander geschaffen, die den
ADHS–Kindern eine Basis des Vertrauens geben und ihnen ermöglicht,
sich ihren wahren Möglichkeiten entsprechend zu entfalten. Und wie
schon vorher im Text erwähnt, gibt es ihnen die Chance, das Erworbene
auch in ihrem Alltag umzusetzen. |